60 Familien in Guajchono nahe La Paz bekamen Photovoltaik Off-Grid Systeme
Projektlaufzeit: 2014-2016
Das Ziel des Projektes war es, der Gemeinde Guajchono durch die Installation von 60 unabhängigen Photovoltaik-Systemen die Nutzung elektrischer Energie zu ermöglichen. Begleitend zur Bereitstellung der Systeme erhalten die Gemeindemitglieder eine Unterweisung in Installation, Betrieb und Wartung derselben, um die Nachhaltigkeit des Projektes zu gewährleisten. Jedes Haus bekommt ein eigenes Inselsystem mit einem 90 Wp Modul, welches in Guajchono durchschnittlich 300 Wh pro Tag erzeugen kann. Um den Strom auch an bewölkten Tagen und in der Nacht nutzen zu können, wird er in den zugehörigen Batterien gespeichert. Langfristig soll durch die Elektrifizierung ein finanzieller Vorteil für die Bewohner entstehen, weil sie keine Ausgaben für Batterien für Taschenlampen und Radios mehr haben. Auch die Bildungssituation wird verbessert, da in den Abendstunden Licht zur Verfügung steht und die Kinder dadurch nach ihrer Arbeit die Möglichkeit zum Lernen haben.
Guajchono und die umliegenden Siedlungen
Die Familien, die im Rahmen des Projektes ein Solarsystem erhalten haben, leben alle sehr abgeschieden in den bolivianischen Yungas. Die Bezeichnung Gemeinde wird der eigentlichen Situation nicht gerecht, die Häuser liegen alle versteckt im Dschungel und selbst Häuser in losen Siedlungen wie Guajchono liegen mindestens 100m weit auseinander. Dadurch, dass die meisten Bewohner von der Landwirtschaft, besonders Kakao- und Bananenanbau leben, haben sie einen großen Platzbedarf. Einige Orte sind in der Trockenzeit mit dem Auto oder Motorrad erreichbar, in der Regenzeit ist der Großteil nur per Boot und zu Fuß zugänglich. Einmal pro Woche fährt ein Boot alle Anlegestellen entlang des Rio Kaka ab und bringt die Bewohner mit ihren Waren nach Mayaya, wo sie samstags auf dem Markt ihre Erzeugnisse verkaufen und selbst Besorgungen tätigen.
Die Karte zeigt den Regierungssitz La Paz und im Nordosten die Orte, an denen die Systeme installiert wurden.
Keine Chance auf Stromversorgung
Rein technisch macht ein Anschluss an das öffentliche Stromnetz für zersiedelte Strukturen mitten im Regenwald keinen Sinn, selbst wenn die Provinz das erforderliche Budget hätte. Schon in Mayaya, der letzten Stadt mit Stromanschluss ist die Versorgung instabil, bei kräftigen Regenfällen fällt der Strom aus. Eine Erweiterung dieses Netzes wäre logistisch aufwändig und finanziell nicht tragbar.
Eine Alternative zur konventionellen Stromversorgung stellen somit nur dezentrale Lösungen dar, wie z.B. Photovoltaik-Inselsysteme. Die Dorfvorsteher haben dieses Problem erkannt und sich 2013 an FADIPCO gewendet, um Unterstützung zu erbitten.
Vorbereitung und Installation
Der LV Thüringen der DGS hatte bereits mit der Erfurter Firma bsb solar, die das Projekt auch unterstützt haben, Solar Home Systems entwickelt. Nach einigen Modifizierungen am Aufbau und Anpassung der Komponenten nach Rücksprache mit verschiedenen Herstellern wurden die Systeme gekauft und im April 2015 nach Bolivien verschickt. Geplant war, die Installation mit einer Gruppe von Studenten der UCB (Universidad Catolica Boliviana) La Paz durchzuführen. Aufgrund der schwierigen Wetterverhältnisse übernahm dann allerdings Federico Rada die Installationen, zusammen mit den Besitzern und einigen Helfern aus der Gemeinde. Dr. Johanne Hanko und die Studenten begleiteten die ersten Installationen in Guajchono selbst und führten zudem einen Einführungsworkshop durch, bei dem den Nutzern auf anschauliche Weise die Funktionsweise und Handhabung der Systeme erklärt wurde.
Der Transport der Systeme zu ihren Bestimmungsorten war schwierig. Es existiert keine befestigte Straße, alle Transporte müssen auf dem Wasserweg durchgeführt werden und die Systeme anschließend einige Kilometer zu Fuß transportiert werden. Federico Rada hat den Transport ab Mayaya organisiert und als Einheimischer mit seinen Ortkenntnissen für einen reibungslosen Ablauf gesorgt.