Mieterstrom: Chancen und Herausforderungen der dezentralen Energieversorgung

Mieterstrommodelle bieten eine vielversprechende Möglichkeit, Mieter direkt mit günstigem und nachhaltigem Strom zu versorgen. Doch wie funktioniert Mieterstrom genau, welche Vorteile bietet er, und welche Herausforderungen müssen überwunden werden?

Was ist Mieterstrom?

Mieterstrom bezeichnet Strom, der direkt auf oder in unmittelbarer Nähe eines Mietobjekts erzeugt und ohne Nutzung des öffentlichen Netzes an die Mieter geliefert wird. Meist geschieht dies durch Photovoltaikanlagen auf dem Dach von Mehrfamilienhäusern. Betreiber solcher Modelle können Wohnungsbaugesellschaften, Energieversorger oder Genossenschaften sein. Es ist ein tolle Möglichkeit Mieter aktiv an der Energiewende zu beteiligen. Aktuell gibt es verschiedene Modelle, das Grundmodell ist ist die Mieterstromlieferung des Anlagenbetreibers direkt an die Mieter.

Grundmodell: EEG-geförderte Mieterstromlieferung des Anlagenbetreibers. Quelle: www.bundesnetzagentur.de

Vorteile von Mieterstrom

  • Kosteneinsparungen für Mieter: Mieterstrom ist oft günstiger als der reguläre Haushaltsstromtarif, da Netzentgelte, Stromsteuer und weitere Umlagen entfallen oder reduziert sind.
  • Klimafreundliche Energieversorgung: Durch die Nutzung von PV-Strom vor Ort wird der Anteil erneuerbarer Energien im Strommix erhöht, was zur CO₂-Reduktion beiträgt.
  • Attraktivität für Vermieter: Eigentümer können durch Mieterstrom zusätzliche Einnahmen generieren und den Wert ihrer Immobilie steigern.
  • Netzentlastung: Da der Strom direkt vor Ort verbraucht wird, reduziert sich die Belastung der öffentlichen Stromnetze.

Herausforderungen und Hemmnisse

Trotz der Vorteile gibt es auch einige Herausforderungen:

  • Regulatorische Hürden: Die Abrechnung und rechtlichen Rahmenbedingungen sind komplex. Beispielsweise unterliegt Mieterstrom der EEG-Umlage, wenn auch in reduzierter Form.
  • Investitionskosten: Die Anschaffung und Installation einer PV-Anlage erfordert eine anfängliche Investition, die nicht jeder Eigentümer aufbringen kann.
  • Vertragsbindung der Mieter: Nicht alle Mieter sind bereit, ihren Strombezug über ein Mieterstrommodell abzuwickeln, insbesondere wenn es preislich keine deutlichen Vorteile bietet.
  • Wirtschaftlichkeit: Ohne eine hohe Eigenverbrauchsquote kann sich ein Mieterstrommodell finanziell nur schwer rentieren.
  • Fördermöglichkeiten und Alternativen: Mieterstrommodelle können sowohl mit als auch ohne EEG-Förderung umgesetzt werden. Für Betreiber von Solaranlagen bis 100 kW installierter Leistung besteht zudem die Möglichkeit einer EEG-Förderung in Form einer Einspeisevergütung, wobei bei Volleinspeisung erhöhte Fördersätze gelten.

Mieterstrom und Weiterbildung

Um die Umsetzung von Mieterstromprojekten zu erleichtern, hat die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) den Kurs DGS Mieterstrom entwickelt. Dieser Kurs vermittelt praxisnahes Wissen zu den technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen von Mieterstrommodellen. 2024 fand dieser Kurs erstmals in Weimar statt. Unser Referent Christopher Gieb, Projektmanager in der Ilmtal EG, beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit dem Thema Mieterstrom und setzt aktuell sein zweites Projekt in Thüringen um. Der Kurs bietet somit wertvolle Einblicke aus der Praxis und vermittelt fundiertes Wissen für die erfolgreiche Umsetzung von Mieterstrommodellen.

Fazit

Mieterstrom ist eine attraktive Möglichkeit, die Energiewende auch in den städtischen Raum zu bringen. Die Modelle bieten viele Vorteile, stehen aber vor regulatorischen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Für eine breitere Umsetzung sind daher politische Anpassungen sowie innovative Geschäftsmodelle erforderlich.

Ein wichtiger Schritt in diese Richtung war das im Mai 2024 in Kraft getretene Solarpaket I. Dieses brachte bedeutende Verbesserungen für Mieterstrommodelle mit sich. So ist nun auch die Förderung von Mieterstrom auf Gewerbegebäuden und Nebenanlagen wie Garagen möglich, sofern der dort erzeugte Strom unmittelbar verbraucht wird. Zudem können mehrere Anlagen zusammengefasst werden, was technische Anforderungen reduziert und die Umsetzung in Wohnquartieren erleichtert. Diese Neuerungen steigern die Attraktivität und Wirtschaftlichkeit von Mieterstromprojekten und unterstützen somit die dezentrale Energiewende im urbanen Raum.

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